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Jugendliche marschieren durch den Stadtpark, die Smartphone-Kamera wird auf triste Motive gerichtet und jeder spricht von kleinen Monstern. Der Pokémon GO-Hype hat auch vor uns nicht Halt gemacht. Viele von uns sind längst mit dem Virus infiziert. Was aber hat es mit der Spielerei auf sich und welches Potenzial steckt in der Smartphone-App, die in Windeseile den Thron der Download-Charts erklommen hat? 

Pokemon GO im Sport

Nicht einmal einen Monat ist es her, als das Pokémon-Fieber von nahezu der gesamten Menschheit Besitz ergriffen hat. Pokémon GO, eine App, die aus dem Nichts auftauchte, ist der neue heiße Scheiß und brachte auf Grund der hohen Nachfrage erste Server bereits kurz nach dem Launch zum Einsturz.

Ein Erfolg, mit dem selbst die Entwickler aus dem Hause Niantic und der Videospiele-Hersteller Nintendo nicht gerechnet hatten. Mich hat das Virus zwar noch nicht gepackt, die Ausmaße und neuen Möglichkeiten der Revolution im Location-Based-Marketing sind mir aber durchaus bewusst.

Kurzer Einstieg: Was ist Pokémon GO eigentlich?

Eigentlich ist Pokémon GO nichts Neues, sondern lediglich eine Weiterentwicklung von Ingress. Ein Spiel, das bereits 2012 vom gleichen Unternehmen (Niantic) auf den Markt gebracht wurde. Wem Ingress ein Begriff war, für den war Pokemon GO keine Weltneuheit.

Doch mit Nintendo hat Niantic diesmal einen extrem starken Partner an seiner Seite, die sich nun die Bekanntheit der Pokémon-Videospiele und die Funktionsweise von Ingress zu Nutze machten. Die Folge: Eine Anwendung mit großem Suchtpotenzial, die in den vergangenen Wochen eingeschlagen hat wie eine Bombe.

So funktioniert Pokémon GO

Damit du Pokémon GO nutzen kannst, brauchst du lediglich ein Smartphone und die dazugehörige App (Google Play Store, iTunes). Hast du diese installiert und deinen Charakter ausgewählt, dann kann es eigentlich schon losgehen.

Pokémon GO greift auf deine GPS-Daten zurück, um dir deinen Standort anzuzeigen. Die Ansicht ähnelt der eines Routenplaners, nur eben nicht in der realen, sondern in der virtuellen Welt der Taschenmonster.

Sobald du in die Nähe eines Pokémons kommst, kannst du es mit einem so genannten Pokéball einfangen. Als Spieler werden dir auf deinem Smartphone die Figuren in der realen Umgebung angezeigt, was letztendlich den USP des Spiels ausmacht. Bekannt ist diese Vermischung von Realität und virtueller Welt auch unter dem Begriff Augmented Reality.

Hast du ein Pokémon gefangen, kannst du es in einem Gym trainieren oder in der Arena in den Kampf schicken. Natürlich gibt es auch dafür wieder bestimmte Spots, die du – mit deinem Smartphone bewaffnet – aufsuchen musst. Die Funktionsweise von Pokémon ist daher vergleichbar mit einer virtuellen Schnitzeljagd.

Wer profitiert von Pokémon GO?

Auch, wenn sich Nintendo und Niantic mit Aussagen zu ihren Einnahmen bescheiden zurück halten, gibt es einige Unternehmen, die schon jetzt von der App profitieren. Apple und Google zum Beispiel verdienen so einiges an den In-App-Käufen und dürften sich kaum über den Hype von Pokémon GO, das längst die Downloadcharts in zahlreichen Ländern anführt, beklagen.

Einen cleveren Deal mit den Entwicklern aus dem Hause Niantic und Nintendo hat zudem McDonald´s eingefädelt. So sind mehr als 3.000 Restaurants entweder als ein Poké-Stop oder eine Arena in das Spiel eingebunden. Ziemlich clever, zudem sämtliche Restaurants über kostenloses Wlan verfügen, was die Aufenthaltsdauer der Zocker sichtlich anheben sollte.

Doch auch Sportstätten, Sportgeschäfte und Freizeiteinrichtungen können von Pokémon GO profitieren und ihr Sportmarketing auf ein neues Level befördern. Wie das funktioniert, welche Vorteile sich der Sportbranche bietet und wer bereits auf den Zug aufgesprungen ist, erfährst du im folgenden Punkt.

Die Fußball-Bundesliga im Pokémon-Fieber

Pokémon GO findet nicht nur bei Jugendlichen großen Anklang. Auch Erwachsene und sogar gestandene Fußball-Profis sind dem Wahn verfallen. Sie laufen, von ihrem Smartphone gesteuert, durch die Gegend, um Pokémons aufzuspüren.

Beste Beweise hierfür sind Bundesliga-Torwart Tobias Sippel, die Kicker von Borussia Dortmund und der FC Bayern München, wie die folgenden Tweets zeigen:


Mit dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln gibt es gar zwei Bundesligisten, die sich an Pokémon GO bedienen, um die junge Zielgruppe darüber anzusprechen. So konnten Pokémon-Fans für acht Tage bei einer geführten Tour zum Preis von fünf Euro in der Volkswagen Arena auf Monster-Jagd gehen.

Der niedersächsische Verein machte die Aktion den Pokémon-Jägern auf seiner Facebook-Fanseite mit den folgenden Worten schmackhaft:

„Seid ihr auch schon auf der Suche nach neuen Fängen bei Pokémon GO an der Fassade der Volkswagen Arena gelandet und konntet die Suche nicht fortführen?“

Cleverer Schachzug, oder? Doch nicht nur die Marketing-Abteilung des VfL Wolfsburg war nach dem Launch von Ingress 2.0 auf Zack. Auch der 1. FC Köln schickte einige Tage nach dem Online-Gang eine Einladung an alle Mitglieder des Kids-Clubs raus, die Lust haben, auf dem Effzeh-Gelände, kleine Monster zu jagen.

Laut Philipp Deipenbrock, dem Leiter Service & Vertriebssteuerung des 1. FC Köln, will der Verein dadurch neue Angebote für die junge Zielgruppe schaffen sowie die Kommerzialisierung vorantreiben, wie er dem Sportbusiness-Magazin SPONSORs verriet. Zudem sagte er diesem:

„Es gab auch schon externe Anfragen zu unserer Idee, sodass es in einem nächsten Schritt durchaus möglich ist, die Spielidee im Zusammenhang mit dem FC weiterzuentwickeln und zu kommerzialisieren.“

Über die Umsetzung der Kommerzialisierungsmaßnahmen ist allerdings nichts weiter bekannt. Dennoch zeigen sowohl der VfL Wolfsburg und der 1. FC Köln, dass der Hype um Pokémon GO im Sportmarketing ernst zu nehmen ist. Nicht nur die junge Zielgruppe dürfte sich über solche Aktionen freuen.

Vorteile von Pokémon GO im Sportmarketing

Pokémon GO befindet sich weiterhin in der Entwicklung. Das Potenzial ist daher längst noch nicht ausgeschöpft. Speziell für das Sportmarketing haben sich jedoch erste Vorteile für das Augmented Reality-Spiel herauskristallisiert. Einige davon möchte ich kurz näher erläutern:

  • Steigerung der Bekanntheit: Mit gezielten Kampagnen, wie es zum Beispiel der VfL Wolfsburg gemacht hat, kannst du Personen zu dir locken, die bisher noch nichts mit deinem Sportbusiness zu tun hatten.
  • Erreichen der jungen Zielgruppe: Zwar wäre es leichtsinnig zu behaupten, dass Pokémon GO-Nutzer ausschließlich Kinder und Jugendliche sind, einen Großteil machen diese aber trotzdem aus. Falls du Snapchat vorher abgeneigt warst, dann ist Pokémon GO vielleicht die bessere Alternative für dich, um die junge Zielgruppe einzufangen.
  • Neue Kunden, Fans und Mitglieder gewinnen: Pokémon GO als reines reines Tool zur Kundengewinnung und Kundenbindung zu verwenden, ist nicht unbedingt ratsam. Durch ein paar Stellschrauben, an denen du drehen kannst, ist es aber durchaus möglich, neue Leute an deinen Standort zu locken und deren Aufenthaltszeit zu verlängern.
  • Tiefere Einblicke geben: Pokémon-Touren, wie sie bereits einige Sportvereine angeboten haben, geben dem Fan oder der neuen Zielgruppe einen tiefen Einblick in das Innenleben. Vielleicht begeistern diese deine Zielgruppe so sehr, dass sie sich von deinem Unternehmen überzeugen lassen.

Tipps, um Pokémon GO sinnvoll einzusetzen

Was gerade im Marketing rund um Pokémon GO passiert ist noch sehr schwammig. Verschiedene Marketing-Kampagnen werden getestet, ohne Aussicht auf Erfolg zu versprechen. Es geht erstmal ums Ausprobieren und das Sammeln von Erfahrung, denn diese hat bisher kaum einer.

Welche Marketingmaßnahmen kommen gut an und welche eher weniger? Ein paar Tipps kann ich dir trotz der noch jungen Plattform mit auf den Weg geben, um als Marketer erfolgreich in die Welt der Pokémons einzutauchen:

  • 1. Tipp: Installiere die App und prüfe, ob es Sammelpunkte (Poké-Stop, Gym oder Arena) in deiner Nähe gibt, die du bewerben kannst, um Pokémon-Jäger an deinen Standort zu locken.
  • 2. Tipp: Erwerbe kostenpflichtige Lockmittel per In-App-Kauf, mit denen du für einen Zeitraum von 30 Minuten Pokémon anlocken kannst.
  • 3. Tipp: Kaufe „Items“, um deinen potenziellen Kunden neben Pokémons und Sammelpunkten einen weiteren Mehrwert zu bieten.
  • 4. Tipp: Mache in Form von Plakaten oder sozialen Medien darauf aufmerksam, dass sich ein Pokémon an deinem Standort befindet. Ein gutes Beispiel hierfür ist der SV Darmstadt 98:

  • 5. Tipp: Verlängere die Aufenthaltszeit deiner Kunden, indem du ihnen kostenloses WLAN, einen Kaffee und Ladestationen für den Smartphone-Akku bereitstellst.
  • 6. Tipp: Biete zusätzliche Anreize für die Pokémon-Jäger, wie zum Beispiel einen ermäßigten Ticketverkauf oder einen Rabatt auf ausgewählte Produkte. Oder wie wäre es mit einem Pokémon-Starterkit in deinem Sportgeschäft, bestehend aus Trekking-Schuhen, einem Smartphone-Halter und einer Trinkflasche?

Den 7. Tipp möchte ich bewusst extra auflisten, denn trotz des ganzen Hypes solltest du dir vorab überlegen, ob du mit Pokémon GO deine Zielgruppe überhaupt erreichst oder du bestehende Kunden durch deinen Enthusiasmus nicht sogar verschreckst. Sei dir also bewusst, wen du mit welchen Pokémon-Kampagnen wie erreichen willst.

Wie geht es weiter mit Pokémon GO?

In diesem Beitrag habe ich einige Male das Wort Hype verwendet, das eigentlich völlig fehl am Platz ist. Pokémon GO hat sich mittlerweile so stark ausgebreitet, das von einem solchen keine Rede mehr sein kann. Noch dazu kommt, dass die Anwendung längst noch nicht ausgereift ist und die Zocker gespannt auf weitere Updates warten.

Wie die Entwickler von Pokémon GO angekündigt haben, wird es demnächst weitere Werbemöglichkeiten geben. Auch gesponserte Sammelpunkte sollen Gerüchten zu Folge erscheinen.

Eine Desktop-Version ist ebenfalls in Arbeit, bei der mir jedoch noch schleierhaft ist, wie die Pokémon-Jagd über einen fest installierten Computer vonstatten gehen soll. Vielleicht kommen hier die mehr als 500 Taschenmonster ins Spiel, die bisher noch gar nicht freigeschaltet wurden. Warten wir es ab.

Vor lauter Wahn und der enormen Medienpräsenz solltest du eines nicht vergessen, nämlich deine bestehenden sozialen Netzwerke und Blogs. Denn auch hier dreht sich die Welt weiter, auch wenn es momentan nicht so recht den Anschein haben mag.

Bildquelle: Paula Lavalle | unsplash.com

Pokémon GO im Sportmarketing: Geht da was – und wenn ja, wie?